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Verkehrte Welt: Stille statt Stimmen, Leere statt Laufen, Spuk statt Spiel und das für mehrere Tage. An vielen Orten ist es ruhiger geworden in dieser Zeit, zum Beispiel in der Kita am Lerchenweg.
An einer Stelle in der Kita aber wird kein Abstand gehalten. Im Gegenteil, die Tore stehen offen, Besuch wird empfangen. Es ist ein reges Kommen und Gehen, besser, Starten und Landen. Gemeint ist das Insektenhotel im Hof.
Nur wenige Kinder wachen über Haus und Hof. Es sind diejenigen, deren Eltern auf der Arbeit vor Ort sein müssen, in Krankenhäusern, bei der Feuerwehr, auf der Polizeiwache.
Text: Katerina Katsatou
Ein Netz aus Stoff und Eisen
Stoffreste sind auf einmal Gold wert. In vielen Haushalten ähneln sich die Handgriffe. Abgelegte T-Shirts, Hosen und Kleider werden aus irgendwelchen Lagerungsstätten gezerrt und zu Schutzmasken umgenäht.
Auch in der Kita am Lerchenweg sind bunte Baumwollballen und Kunstseide-Streifen besondere Objekte der Begierde. Bislang dienten sie als Kleidchen für Kuschelbären oder waren Miniatur-Gardinen auf Collagen. Doch jetzt haben die abgelegten Stoffe ihren großen Auftritt.
Nur wenige Kinder können zu Zeit IN die Kita kommen, aber Vorbeischauen können alle. So entstand die Idee, Zaun und Tor modisch einzukleiden, denn Kleider machen bekanntlich Leute und nicht nur…… Mit Knoten, Verweben und Geschick entsteht ein Netz aus Stäben und Stoffen. Hingucker und Symbol zugleich. Denn so bunt und schrill das Tor sein neues Kleidchen präsentiert, so eng leuchtend halten wir Kontakt zu den Kindern. Das bunte Gewand steht für Regenbogen und Auf Wiedersehen.
Text: Katerina Katsatou/ Fotos: Birgit Ouwenbroek
Lerchenweg 2a
40789 Monheim am Rhein
Tel.: 02173 275 76 46
Fax: 02173 275 76 47
kita-lerchenweg(at)ekmonheim.de
Leitung: Dorothee Nickel
80 Plätze
Stundenkontingente
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 7.30 bis 16.30
Schließungszeiten: 3 Wochen innerhalb der Sommerferien und zwischen Weihnachten und Neujahr
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„Keiner kann alles – jeder kann etwas“
Von den schönen Seiten der Buchstein-Kita am Lerchenweg
„Opa, wat steht da?“ Die Enkelin steht am Rhein, in der Hand einen grauen Kiesel mit weißen Adern. „Dat he es ene Boochsteen. Ein Buchstein.“ Die seien was ganz Besonderes, erklärt der Großvater in dem Roman Das verborgene Wort von Ulla Hahn. Sie seien Splitter des Himmelsteins, der vor vielen Millionen Jahren auf die Erde fiel. „Wer diese Splitter finde, sei selbst ein Licht und leuchte in die Welt“.
Die Buchstein-Kita am Lerchenweg dürfte den literarischen Kieseln der Monheimer Schriftstellerin Ulla Hahn alle Ehre machen. Natürlich fällt ein Stein nicht einfach so vom Himmel. Wer ein richtiger Boochsteen sein will, muss mindestens vier verschiedene Module absolvieren, die das Ulla-Hahn Haus eigens für Kitas entwickelte. Die Lehreinheiten bestehen aus Workshops, Elternabende, Lesungen, Fortbildungen. Wer diese Module durchläuft, leuchtet irgendwann im Dunkeln und im Hellen wie Ulla Hahns Himmelsstein.
Die Lerchenweg-Kita ist auf dem besten Weg, ein waschechter Rheinkiesel zu werden. Die Erzieherin Birgit Ouwenbroek bringt den Stein ins Rollen und koordiniert die verschiedenen Module. Ein Programmpunkt ist die Geschichtenwerkstatt. Theaterpädagogin Jana Standop gestaltet mit 22 Kindern Sinnesbücher. Jede Seite offenbart einen phantastischen Kosmos, bevölkert von Einhörnern, Schnecken, Dinosauriern. Ein Rausch an Farben, Stoffen und Formen. Zuerst formen die Kinder Figuren ihrer Lieblingstiere, dann zeichnen sie sie ab, erfinden Geschichten und füllen Seite für Seite.
Darin liegt der Zauber eines Boochsteens, dass er ein verwandeltes Buch ist, Bruchteil des uralten Himmelssteins. So steht es in Ulla Hahns Roman. Das heißt, auch eine Buchstein-Kita verbreitet jenen Glanz. „Schon das kleinste Teilchen des Steins mache die Menschen selber gut und schön.“
Katerina Katsatou
Literatur
Hahn, Ulla: Das verborgene Wort. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 2003